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Caritas im Bistum

Gutes tun und darüber reden

Würzburg, 02.02.2023. Jahrespressekonferenz der Diözese Würzburg gibt Journalistinnen und Journalisten Einblicke in die Arbeit von Kirche und Caritas. Schwerpunkte für das Jahr 2023 benannt.

Unter großem medialen Interesse fand am Donnerstag, 2. Februar, die Jahrespressekonferenz der Diözese Würzburg statt. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten nutzen die Zusammenkunft im Würzburger Burkardushaus, um ihre Fragen loszuwerden; weitere folgten der Pressekonferenz via Livestreame.

Mit Bischof Dr. Franz Jung nahmen Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, Caritasvorsitzender Domkapitular Clemens Bieber, Finanzdirektor Sven Kunkel sowie Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken auf dem Podium Platz. Moderiert wurde die gut zweistündige Veranstaltung von Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese Würzburg.

Die Pressekonferenz zeigte eine Kirche im Wandel, der es gelungen ist, zu neuer finanzieller Stabilität zu finden, um zuversichtlich in die Zukunft schauen zu können. Zugleich, das unterstrichen Bischof Dr. Franz Jung und die weiteren Vertreter auf dem Podium, stehe auch die Kirche von Würzburg weiterhin vor großen Herausforderungen.

Missbrauch konsequent aufarbeiten

„Wir werden mit externer Unterstützung den Missbrauch weiter aufarbeiten“, unterstrich etwa Bischof Dr. Franz Jung und verwies auf die entstehende Missbrauchsstudie und eine historische Aufarbeitung. In Anerkennung ergangenen Leids habe das Bistum inzwischen fast 500.000 Euro an Antragstelerinnen und -steller gezahlt.

Jung thematisierte ebenso den Synodalen Weg und die neue Grundordnung, die ein erstes Ergebnis dieser gemeinsamen Bemühungen sei. „Der Blick richtet sich nun nicht mehr auf den einzelnen Mitarbeiter, sondern auf die kirchliche Einrichtung und die Frage, was sie zu einer katholischen Einrichtung macht.“ Er sei erfreut über die durchgehend positiven Reaktionen auf die neue Grundordnung und deren arbeitsrechtliche Auswirkungen. „Entscheidend ist daher nicht mehr die persönliche und private Lebensführung, sondern die Frage, inwieweit sich die Mitarbeitenden mit den Zielen der Einrichtungen identifizieren können und sie in ihrem Dienst mittragen. Die private Lebensführung der Einzelnen ist somit nicht mehr ausschlaggebend für die Qualität ihrer Arbeit.“

Auch der bevorstehende Weltjugendtag in Lissabon, den er besuchen werde, und der 104. Katholikentag in Würzburg, seien Grund zur Freude und Dankbarkeit. Hier gelte der Dank ganz besonders der Stadt, die ihre Unterstützung für das große Treffen zugesichert habe.

Mit Dank schloss Würzburgs Bischof sein Statement: „Von Herzen danke ich allen, die mir als Bischof und den Verantwortlichen im Bistum Würzburg ihr Vertrauen schenken. Ein besonderer Dank sei all denen gesagt, die es durch ihren finanziellen Beitrag in Form der Kirchensteuer ermöglichen, dass die Kirche ihren vielfältigen Aufgaben in Seelsorge, Bildung und Caritas nachkommen kann.“

Vision und Mission

Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran stellte heraus, dass es in diesem Jahr darum gehe, eine Strategie für das Bistum zu erarbeiten. Das Leitbild „Vision und Mission“ müsse nun in den neuen pastoralen Räumen umgesetzt werden. Schließlich gehe es auch darum, die begrenzten Ressourcen gut zu verteilen. Vorndran beschrieb diesen Prozess als synodal. Er binde die Gremien und Gemeinden ein. „Die überarbeiteten Strategischen Ziele, verbunden mit den Schwerpunktsetzungen, werden bei einem Diözesanforum, also einem gemeinsamen Treffen aller Gremienvertreterinnen und -vertreter, am 17. Juni 2023 erneut beraten.“

Dr. Vorndran berichtete über die Unterstützung der subsidiären Strukturen in den Pastoralen Räumen. Es gehe in den Pfarrbüros um eine bessere Erreichbarkeit für die Menschen vor Ort und in den Verwaltungen um Angebote der Entlastung.

Dass das Thema „Kategorisierung von Kirchenimmobilien“ ein relevantes Thema ist, zeigten die Nachfragen der Journalistinnen und Journalisten. Der Generalvikar verwies darauf, dass in vielen Pfarreien mehr Kirchenbauten vorhanden seien als benötigt würden. Die Entscheidungen müssten vor Ort getroffen werden, denn die Zuschüsse aus Würzburg seien begrenzt. Das dieser Vorgang keineswegs neu ist, zeigte Vorndran an einer Reihe bekannter Kirchen im Bistum, die längst profaniert anderen Zwecken dienten.

„Unsere wichtigste Ressource als Kirche von Würzburg sind unsere freiwillig Engagierten und unser hauptamtliches Personal. Die nächsten Jahre werden geprägt sein von der Gewinnung, Stärkung und Ausbildung Ehrenamtlicher, die sich für das Evangelium und die Kirche engagieren wollen.“ Gemeinsam mit der Diözesanleitung treibe ihn die Sorge um, dass zukünftig pastorale Stellen nicht mehr besetzt werden könnten. Auf Nachfrage eines Journalisten stellte der Generalvikar klar, dass es nicht um gezielte Einsparungen, sondern um den nüchternen Blick auf den demografischen Wandel gehe. Ausdrücklich würdigte Vorndran das Projekt „Diamantenfinder“ zur Personalgewinnung.

„Personalmangel treibt uns um“

Auch für die Caritas sei der Fach- und Arbeitskräftemangel eine der großen Herausforderungen, unterstrich in seinem Statement Domkapitular Clemens Bieber. Eine Ursache sehe er in einer fehlgeleiteten Familienpolitik, in der viel zu wenig Kinder das Licht der Welt erblickt hätten. Leestehende Pflegebetten aufgrund von Personalmangel seien eine der Folgen. „Von daher unsere Mahnung als Caritas, dass die Ökonomie nicht über das Wohl des Menschen gestellt werden darf. Wenn uns Renditen und Aktienkurse wichtiger sind als alte, kranke und leidende Menschen, dann muss die Frage erlaubt sein, mit welchem Menschenbild wir in die Zukunft gehen wollen und was für eine Zukunft uns dann erwarten wird.“ Die Caritas ermutige junge Leute, sich mit sozialen Berufsfeldern auseinanderzusetzen und biete gute Ausbildungen in ihren Diensten und Einrichtungen an.

Bieber unterstrich, dass es nicht um die Institution Kirche und Caritas, sondern stets um die Menschen gehe. Er erinnerte an die Qualitätsoffensive in unterfränkischen Kitas, in denen Pastoral und Caritas vernetzt zusammenarbeiteten. „Wir haben uns auf den Weg gemacht, um Kindertageseinrichtungen weiter zu profilieren als Orte gelebten Glaubens und gelingenden Miteinanders.“

Caritas und Kirche seien in der Fläche nach wie vor präsent und bildeten ein hilfreiches Netzwerk. „Wir sind davon überzeugt, dass die Kirche dort lebt, wo sie von den Menschen als helfende Institution wahrgenommen wird. Gleichzeitig wissen wir, dass diese Hilfe nur wahrhaftig sein kann, wenn sie ihre Quelle im Gottvertrauen hat.“

Als konkretes Beispiel verwies der Vorsitzende des Caritasverbandes auf 2,1 Mio. Euro, die aus der Besteuerung der Energiepreispauschale an das Bistum gingen und nun über die Sozialberatung der Caritas weitergegeben würde. „Gleichzeitig wird den Hilfesuchenden eine qualifizierte Beratung angeboten, weil wir mit den uns anvertrauten Geldern sehr verantwortungsbewusst umgehen. Also nicht mit der Gießkanne durchs Land ziehen, um vermeintliche Wohltaten zu verteilen, sondern gezielt denen helfen, die unsere Unterstützung brauchen!“

Wie seine Vorredner schloss auch Domkapitular Clemens Bieber mit einem Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer kirchlicher und caritativer Bemühungen. „Ich denke in erster Linie an die, die weiterhin mit ihren Kirchensteuern dazu beitragen, dass auch wir als Caritas vieles tun können, wofür es ansonsten keinerlei Unterstützung gibt. Ich danke ebenso der wachsenden Zahl an hochherzigen Spenderinnen und Spendern, die wissen, dass die Armenfürsorge nicht durch öffentliche Gelder, sondern ganz wesentlich durch Spenden getragen wird. Nicht zuletzt will ich jenen Frauen und Männern danken, die sich mit Engagement und Herzblut ehrenamtlich einbringen. Caritas ist ohne Ehrenamt von Menschen für Menschen nicht denkbar.“

Stabiler Haushalt

Den Haushalt 2023 stellte Sven Kunkel, Bischöflicher Finanzdirektor, den Anwesenden vor. 211 Mio. Euro seien für die vielfältigen Aufgaben der Diözese verplant worden. Dank leicht gestiegener Kirchensteuereinnahmen seien die Ausgaben möglich. Größter Posten: die pastoralen, sozialen und caritativen Aufwendungen.

Auch auf die Thematik „Tagungshäuser“ nahm Kunkel Bezug und berichtete von abgeschlossenen Übernahmen und Verkäufen. Für die Häuser in Retzbach und Schmerlenbach liefen derzeit Verhandlungen.

„Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Finanzlage von Bischöflichem Stuhl und Diözese sind stabil. Im Jahr 2021 konnten wir erstmals seit 2017 wieder ein ausgeglichenes Jahresergebnis vorweisen. Mit diesen Voraussetzungen gehen wir zuversichtlich in die Zukunft.“

Synodalität

Zuversichtlich zeigte sich auch Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken. Er sei dankbar, mit Bischof Dr. Franz Jung um jemanden zu wissen, der die Anliegen des Synodalen Weges und die Vorbereitungen für einen Synodalen Rat mittrage. In diesem Zusammenhang machte Wolf auch seiner Enttäuschung über die jüngsten Äußerungen des Vatikans Luft. „Kaum einem Mitbürger ist heute noch eine echte, monarchisch gegliederte Struktur mit ihrem Absolutheitsanspruch zu vermitteln. Die Zeit ist über solche Strukturen hinweggezogen.“

Wolf sicherte zu, dass der Diözesanrat die begonnenen Prozesse auch weiterhin konstruktiv begleiten werde. Ausdrücklich begrüßte er die Entwicklung von Strategien. „In Zeiten hoher Kirchenaustrittszahlen und deshalb zukünftig zurückgehender Einnahmen ist es notwendig, Schwerpunkte der Arbeit zu definieren. Was machen wir, vielleicht auch verstärkt, und was lassen wir, vielleicht schweren Herzens, sein.“

Wolf bedauerte, dass die Kirche oftmals eine schlechte Presse habe. Dies sei zwar selbst verschulde: „Der Missbrauchsskandal muss aufgearbeitet werden, da gibt es keine andere Lösung. Das sind wir der Gesellschaft, aber auch uns selbst schuldig. Lehren aus den Vorkommnissen müssen gezogen und auch umgesetzt werden. Die Kirche aber nur auf diesen Skandal zu reduzieren, ist nicht richtig und nicht angemessen.“

Wolf legte allen nahe, die vielen Angebote der Kirche und deren Engagement mehr in die Öffentlichkeit zu tragen. „Tue Gutes und rede darüber!“

Sebastian Schoknecht

Hier finden Sie den Mitschnitt der "Pressekonferenz zum Jahresauftakt" auf YouTube.